S

Archive for 2022|Yearly archive page

Morgen geht’s nach Hause!

In The hospital on 8. Dezember 2022 at 14:09

Eben war ein Pfleger hier und hat unsere Arbeitsaufträge für morgen früh verteilt. Bis 8 Uhr müssen wir gepackt haben und die Betten abziehen. Die Bettwäsche kommt in den Sack auf den Flur und unsere Zahnbürsten in den Müll. Dann gibt es morgen noch ein Abschlussgespräch und wir müssen uns noch von Kindern und Schwangeren fern halten, aber im Laufe des Vormittags dürfen wir nach Hause.

Nicht einmal wurden wir mit dem Geigerzähler mit Geräusch gecheckt, wir sind enttäuscht von dem Entertainment hier auf Station. Gerade verabschiedet sich das Internet wieder, es ist definitiv Zeit zu gehen. Wir lassen die Schlurf-Klock Oma zurück und rufen vielleicht beim Verlassen laut: „Ohgottohgott!“

Schnee!

In The hospital on 8. Dezember 2022 at 09:59

Bekomme aus der Weltstadt W. bei H. die Nachricht dass es schneit. Hier nix außer sehr schmutzigen Fenstern. Dann, wie vom Weatherman prophezeit, fängt es hier auch an zu schneien. Ich schlage vor an alle Türen im Hochverstrahltengang zu klopfen und zu singen: „willst du einen Schneemann baueeeen?“

Wenn hier jemand anfängt mit „es schneit … kommt alle aus dem Haus“ gibt’s Prügel!

Der Arzt mit dem Stock war da! Er hat sich geweigert Zaubersprüche aufzusagen und mit dem Stab wie Volde…. zu wedeln. Langweiler. Aber ich hätte 7,2. Bei 5,4 darf man gehen und vermutlich würde ich das bis morgen schaffen. Wir liegen heute mit Lagerkoller rum, warten auf den Probealarm und wollen dann schreiend und voller Panik auf den Flur rennen. Mal sehen, was so geplant ist im Alarmfall mit einer Station, die man nicht verlassen darf. Ob wir zur Leiche der russischen Zahnärztin und den verstrahlten Flaschen gesperrt werden?

Schlurf-Klock Oma geisterte wieder herum und wir haben ihre optimale Entspannungsmusik im Klinik TV gefunden:

Wir haben gerade James Last gehört, als der Alarm losging. Heidewitzka, war der laut! Vor Schreck haben wir unseren Panikplan vergessen.

Fu..!

In The hospital on 7. Dezember 2022 at 22:18

Das Internet geht seit Stunden nicht mehr. Kein Internet und keine Schokolade? OB IHR IRRE SEID HAB ICH GEFRAGT?

Update: Angeblich kann man nichts tun gegen den Internetausfall. Provider sitzt in Portugal und hat nichts mit UKE zu tun. Ich hab denen dann einfach ne Mail geschrieben und ganz schnell freundlich Antwort bekommen. Zack, Internet läuft 👍

Hier ist was los!

In The hospital on 7. Dezember 2022 at 19:17

Meine Güte, heute war ich busy! Einigermaßen gut geschlafen, aber das Bett ist nicht nur schmal sondern auch ZU KURZ. Wenn das Kopfteil gerade gestellt ist, hab ich oben 10 cm Platz zum Betthaupt und unten sitzt die Matratze direkt am Ende. Ein nach oben ziehen der Matratze ist absolut unmöglich, sie wird vermutlich von hundert winzigen Bettzwergen an ihrem Platz gehalten. Also nachts immer weit nach oben rutschen, damit ich nicht mit angezogenen Beinen schlafen muss. Heute kam das Frühstück später und M. und ich hatten solche Rückenschmerzen, dass wir wieder Ausbruchspläne geschmiedet haben.

Egal, erst mal essen. Es gab genug Kaffee und wir haben uns auf einen ruhigen Tag eingestellt. Weit gefehlt, denn heute kam die Putzfrau früher und M. und ich haben uns festgequatscht, also husch raus und auf den Gefangenenflur. Und da geschah das Unglaubliche; die russische Zahnärztin ist weg! Ihre Zimmertür weit geöffnet und niemand da, keine Sachen, nix. Skandal! Sie hatte noch mehr Pillen bekommen als wir und darf nach Hause? Was ist da los?

Darüber haben wir vergessen, dass unser Zimmer gemacht wurde und die gute Frau stand mit den Armen wedelnd an der Verbindungstür und versuchte verzweifelt, uns zu signalisieren, dass wir wieder rein dürfen. Ups. Also wieder zurück aufs Zimmer, den ungelösten Fall der verschwundenen russischen Zahnärztin klären. Wurde sie entführt und der gute Geist (nicht die Schlurf-Klock) der Station hat die Spuren verwischt? Ist sie überraschend geendzeitet und wird zusammen mit den verstrahlten Flaschen irgendwo aufbewahrt, bis sie in die Leichenhalle darf? Das mit den Flaschen wurde uns nämlich am Anfang erklärt, wir dürfen nicht aus der Flasche trinken, weil die dann verstrahlt sind und eeeeeewig aufbewahrt werden müssen. Liegt also Dr. Natascha Zahnowa 😉 irgendwo im Abstellraum? Wir waren ratlos, trauten uns aber nicht, jemanden zu fragen.

Plötzlich klopft es und gleichzeitig wird die Tür aufgerissen. Der Erklärbär kommt mir Papieren in der Hand rein und wir denken: Hui, Entlassung? Aber Nein, M. muss mit den Papieren nach UNTEN. Aus der Station raus. Ohhhhh. Im Keller wird noch eine Szintigrafie gemacht. „Sie sind in 5 Minuten dran“, herrscht mich der Erklärbar an. Ich setze mich brav an den Tisch und warte. Nach drei Minuten öffnet sich wieder die Tür und der Assistenzarzt fragt, mit einem langen Acrylstab bewaffnet, nach M. Ich erkläre, dass sie gerade unterwegs ist und er meint nur: „na gut, dann Sie zuerst.“

Er kann in meinen Augen die Befürchtung sehen, was wohl mit diesem langen Stock gemacht werden soll, zumal schon sehr lange hier immer nur komische „sitzen Sie ruhig, atmen sie, die Aufnahme läuft sehr gut“ Ansagen gemacht werden und keine Nadeln mehr in uns gesteckt wurden. Er beruhigt mich und meint, der Stab sei nur zum Abstand halten und bohrt den Stock in meinen Oberarm. Dann hält er ein Gerät (ich vermute, es ist nur eine Fernbedienung aus dem Schwesternzimmer) an den Stock und murmelt: „Hm, jaaaa, Sie strahlen ja immer noch gewaltig, das wird wohl erst Freitag was.“ Dann nimmt er seinen Stock wieder runter, der garantiert aus einem Kinderlaserschwert stammt und ÜBERHAUPT DENKEN DIE SICH DAS HIER ALLES AUS.

Dann muss ich noch zu meinem minutenlangen Stillsitzen an der komischen Uraltmessmaschine und der Arzt notiert sich irgendwelche Zahlen, wie schon am Tag vorher, ohne zu sagen wofür. Vermutlich Sudoku, oder interne Wetten auf unsere Werte zur Aufbesserung des Gehaltes.

Ich komm aus dem Arztzimmer, in das mich der Erklärbär gar nicht gehen lassen wollte, weil er meinte, ich müsse JETZT runter in den Keller. Von dort kommt M. gerade zurück und für einen kurzen Moment stehen alle im Vorraum dicht beieinander. M. und ich schauen uns an und warten auf das Höllengeräusch das der angebliche Pieper bei jedem Stationsmitarbeiter machen soll, aber es bleibt stumm. Tja, so hatten wir uns das gedacht – alles Verarsche! Wir planen aber, uns demnächst von hinten an den Erklärbär anzuschleichen, um zu sehen, ob es bei ihm piept.

Ich bekomme meine Papiere und soll den blauen Pfeilen folgen, denke an the yellow brick road und murmel: „there‘s no place like home“. Dann mache ich mich auf in den Keller. Auf dem Weg dorthin begegne ich vielen fremden Menschen, die alle nichts von meiner Verstrahltheit wissen. Sie sehen nur eine ungeduschte dicke Frau mit wirren Haaren in Hausschuhen und Jogginghose, die Papiere in der Hand hält und murmelt: „Ding dong the witch is dead“.

Im Keller erwartet mich eine nette Frau und ein RIEEESIGES MRT? Oder sowas ähnliches. Eine Maschine, die alles kann, heißt es. Ich leg mich hin und werde in die Röhre gefahren. Die Platte kommt ganz nah an meine Gesicht wird mir gesagt und ich liege, die Hände auf dem Bauch gefaltet, ganz still. Dann denke ich, meine Hände sind höher als mein Gesicht und versuche sie wegzunehmen, während die Platte auf mich zu fährt. In dem Moment fährt die Platte wieder weg, dann wieder runter. Ich nehme die Hände anders auf den Bauch, weil die Arme sonst nach unten baumeln und schon fährt die Platte wieder weg. Dann kommt die nette Frau und sagt, ich möchte doch bitte aufhören, die Platte auszutricksen, die möchte mich nicht berühren und weiß nicht wie tief sie nun darf. Peinliiiiiich.

Wieder oben erzählt mir M. dass sie auch mit dem Stock gepiekt wurde und wir beide das „wird wohl Freitag“ zu hören gekriegt haben. Man man man, hier rennt die Zeit, kaum sind wir im Zimmer, klopft es und das Mittagessen wird uns entgegengereckt. Der Ohgottohgottohgott Mensch scheint ausgecheckt zu haben und M. und ich begegnen beim Tablett wegbringen (was by the way nicht einfach ist – volles Tablett mit schmutzigem Geschirr und leeren Wasserflaschen durch Türen, die grundsätzlich auf dem Hinweg aufgezogen werden müssen und KEINEN, ich wiederhole keinen Krankenhausknopf haben), wir begegnen also beim Wegbringen einer Gestalt im geblümten Polyester-Morgenmantel.

Wer mag das nun wieder sein? Doch dann fällt es uns ein, es ist die BabaYaga-Schwester nur ohne Stock! Sie hat auch keinen Porzellanbecher, ist also momentan keine Bedrohung und M. und ich gestehen einander, dass wir jeweils dachten, es gäbe diese Frau nicht. Vielleicht haben wir jetzt nur unsere Halluzinationen synchronisiert, aber vorerst sind wir beruhigt.

Öhm. Aber lecker.

Heute war das auf dem Teller, ich bin nicht sicher, was es war, aber es war lecker.

Dabei fiel M. auf, dass sie nur bis heute Essen aussuchen sollte und ging los, um weitere Bestellungen zu machen. Dabei hat sie todesmutig gefragt, wann wir denn nun endlich mal duschen dürften und der Erklärbär hat ihr 4 Wertmarken mitgegeben. 😳 Ja, geneigtes Publikum, ihr lest richtig. Hier wird eigentlich gar nicht geduscht und wenn, dann mit Wertmarken. Egal, denkt ihr, ist ja wie auf dem Campingplatz, aber nein, hier geht es mit Wertmarken und nach SEKUNDEN.

Ja, das Wasser kommt in Intervallen, man hat 15 Minuten Zeit und die ersten beiden Intervalle sind je 80 Sekunden lang. Dann folgt ein drittes von 20 Sekunden und DAS WAR ES! Wir konnten es nicht glauben und beschlossen, es würde sicherlich 15 Minuten lang immer wieder Intervalle geben, die man selber mit einem roten Knopf stoppen und starten kann.

Es ist nicht so. M. hat es getestet. Zum Einstellen des Wassers auf eine Temperatur zwischen arktischer Kälte und kochendheiß benötigt man ca 60 Sekunden, weil das Wasser so langsam reagiert. Dann hat man noch 20 zum Nassmachen. Schäumt man jetzt sich und seine Haare ein, drückt auf den Kopf und will sich abspülen, drückt nochmal zum Stoppen – hat man die zweiten 80 Sekunden auch verloren. Man kann nur stoppen, nicht weiterlaufen lassen. Oder man startet das nächste Intervall, was 20 Sekunden lang ist. That‘s it. Ready, clean or not, here I come.

Netterweise hat sie mir alles genau erzählt, damit ich mir eine lange und dicke Haare waschen Strategie überlegen konnte. Wir sind immer noch fassungslos. 15 Minuten Zeit für insgesamt 3 Minuten Wasser. Freitag versuchen wir es nochmal, wir haben ja jeder noch eine Wertmarke.

Das Abendbrot war unspektakulär, es gab keine weiteren Erscheinungen und wir haben uns nur überlegt, dass ein Schokoladen Automat eine gute Sache wäre, wir den aber vermutlich in unser Zimmer schieben würden und dann ne Jacke drüberhängen, damit er unsichtbar wird. Heute Nacht träume ich von Nougat und morgen ist ja schon Donnerstag. Vielleicht verschwindet dann ja wieder jemand oder sie pieken uns mit einem noch längeren Stock. Ich zerre jetzt noch ein wenig an meiner Matratze und vermisse euch da draußen ganz schrecklich. Aber lustig ist es hier schon irgendwie …

Das war Zufall!

Nikolausi

In The hospital on 6. Dezember 2022 at 12:36

Es ist Dienstag, der 6. Dezember und sanft öffnet sich die Tür zum Zimmer. M. und ich werden sanft mit Weihnachtsmusik geweckt und ein leises Stimmchen säuselt: „Guten Morgen die Damen, ihr Frühstück ist fertig. Und hier noch ein kleiner Gruß vom Nikolaus!“

Pustekuchen! Ab 7 Uhr ist die Elefantenumzugsfirma zurück, die über Nacht von den „alle Betten dieses Krankenhauses werden heute Nacht über die Flure gerollt“ abgelöst wurden. Wir sind froh, heute im selben Zimmer aufzuwachen. Um 8 rumpelt es an der Tür und eine ebenso dralle Frau wie ich ruft:“Frühstück!“ und hält, in der Tür stehend, ein Tablett in ihren kurzen Ärmchen ausgestreckt uns entgegen. Ja, hier holt man sein Essen von der Tür ab! Immerhin keine Schleuse wie bei Entführungsopfern.

Kaffee müssen wir uns aus der Gefangeneninsel holen, aber schnell, denn der ist gleiche alle. Da ich eh kaum geschlafen habe, bin ich bereit, sprinte rüber und ergattere noch Kaffee. Und Juhu, es fehlt diesmal nichts auf dem Tablett, im Gegenteil, die gestern Abend abtrünnigen Scheiben sind heute früh zusätzlich dabei. So gleicht sich alles wieder aus. Pfff.

Kurz bevor einen die Müdigkeit übermannt und natürlich erst, wenn man perfekt eingekuschelt ist, klopft es wieder und jemand kommt zum Zimmer putzen. Dafür müssen wir raus und in den Gang der Hochverstrahlten. Wir fantasieren von Schokolade und warten bis unser Zimmer fertig ist. Die Kontrollflusen sind alle noch am Platz 😉 aber immerhin ist der Tisch abgewischt und zwei Meter im Eingang sind auch feucht. Egal, alles besser als selber putzen. Dann ist es soweit, das Mittagessen naht:

Es könnte sein, was ich bestellt habe und es ist heiß. Sehr heiß. Warum es aber in einem tiefen Teller kommt, wissen wir nicht und M. ist froh, dass sie sich an Nudeln hält.

Diesmal kein Keks und traurigerweise ist auch der „Ohgottohgottohgott“-Mensch nicht unterwegs. Es wird langweiliger … Immerhin gibt es wieder Kaffee und nun checken wir die Mittagsschlafoption erneut.

Tja nun, also tagsüber schlafen ist hier nicht. Immer dann wenn man grade so düselig wird, klopft es und jemand will was. Heute war es der Assistenz-Arzt, der einen Test macht, wie gut es läuft. Er hat auch n bisschen was erklärt währenddessen, aber da ich bei dem Test ganz still sitzen muss und nur eine Sache zur Zeit kann, hab ich ihn über das riesige Messdings hinweg angeguckt wie Mama Muh und gelächelt. Mehr nicht. Und nix kapiert. Morgen kommt der nächste Test, mal sehen was dann so los ist.

Abendbrot war tatsächlich wie bestellt, wir haben ein bisschen Sorge, nach dieser Zeit um 17 Uhr Pizzaboten auf der Straße zu überfallen, weil wir pünktlich Hunger bekommen. Gut, dass ich meist nur bis 16 Uhr arbeite. Auf der ewigen Jagd nach Kaffee, habe ich vorhin den Kühlschrank gecheckt, in den jeder die übrigen verpackten Sachen räumt. Nur für den Fall, dass ich wieder nur Brot bekomme. Ich steh also da, in den Kühlschrank gebeugt und mein Unterbewusstsein hört so ein „Schlurf – Klock, Schlurf – Klock“. Da ich versuche zu entziffern, was auf den Verpackungen steht und mich nur auf eines konzentrieren kann (s.o.), erschrecke ich zu TODE, als plötzlich hinter der Kühlschranktür ein altes Mütterlein steht und mich drohend anschaut. Sie sieht aus wie die ältere Schwester der BabaYaga und hat einen STOCK. Ich lächle sie an und sage: „Ich bin hier sofort weg.“, weil sie in der anderen stocklosen Hand einen Porzellanbecher schwingt. Ich stehe also zwischen ihr und dem heißen Wasser. Ich schlängel an ihr vorbei und Düse den Gang der Hochverseuchten lang zum Zimmer. An der Zwischentür drehe ich mich um und – die Frau ist weg! Niemals kann sie so schnell in einem der Zimmer verschwunden sein. Ich habe Angst, die anderen nach der Frau zu fragen, vermutlich hat sie noch nie jemand gesehen.

Heute Nacht horche ich auf ein Schlurf – Klock, Schlurf – Klock …

Bis morgen ihr Lieben. Hoffentlich.

Und dann stehen sie plötzlich vor deinem Fenster und dir wird ganz weihnachtlich zumute. 🎄

OMG

In The hospital on 5. Dezember 2022 at 11:36

Gerade angekommen. Zimmer bekommen. Klein. Und wir werden zu zweit sein.

Das wird spannend.

M. ist da und scheint ganz nett zu sein. Die russische Zahnärztin hat natürlich ein Einzelzimmer. Wir haben eine erste Einweisung und Verhaltensregelungen bekommen. Jetzt wird gewartet auf die Therapie, sprich wir kriegen jeder unsere Pille aus dem Bleiröhrchen. Danach wird dann … gewartet. Aufs Essen, auf Tests und darauf dass der Tag rumgeht.

Es ist vollbracht, ich habe meine Pillen bekommen. seit wenigen Minuten bin ich voll verstrahlt. Meine Dosis ist nun doch nicht so hoch wie erwartet, die Zimmerkollegin hat eine Pille mehr und wir sind nicht auf der „Gefangeneninsel“ (der Flur, den man nicht verlassen darf). Wir dürfen aus dem Zimmer raus und uns selber mit Getränken versorgen und unser Essenstablett selber wegbringen. Dabei müssen wir aber wie der Wind an der Anmeldung vorbei und in den Flur der Hochverstrahlten. Dabei immer mind. 2 Meter Abstand halten zum Krankenhauspersonal. Die haben einen Pieper, der laut losbrüllt wenn wir Ihnen zu nahe kommen und ein Dosimeter am Kaftan.

Der Spaß beginnt also. Natürlich war ich zuallererst zu blöd, um den Tisch an dem lustigen Wagen am Bett hochzuklappen. Mit vereinten Kräften haben M. (meine Zimmerkollegin) und ich es dann doch geschafft, ohne das Brett abzubrechen. Dann habe ich mein Bett eingestellt – es kann hoch und runter und oben hoch und unten hoch und vermutlich werde ich heute Nacht rausfallen, weil es so schmal ist. Ich liege sonst wie Patrick von Spongebob auf 1,40m und hier sind gefühlt nur 70cm.

Da wir unser Mittagessen erst eine Stunde nach der Pille bekommen dürfen, dümpeln wir jetzt so rum und warten wie hier das Catering so ist. Die ersten Krankenhausgeräusche machen es interessant: jemand läuft über den Flur und ruft „Ohgottohgottohgott“. Immer wieder. Nachschauen ist nicht, ich stell mir lieber vor, was passiert ist. Vermutlich hat jemand aus Versehen die Bleiabschirmung mitgeschluckt und nun wirken die Strahlen nicht und die Chirurgie muss sehen wie sie das Röhrchen wieder rausbekommen. Oder jemand hat den Flur vollgekotzt vor Aufregung. Oder jemand hatte eine Marien-Erscheinung. Wir werden es nie erfahren. Vielleicht läuft auch einfach nur jeden Tag jemand „Ohgott“ rufend über der Flur, damit wir alle wissen, dass es 12:30 Uhr ist. Ne Uhr haben wir nämlich nicht im Zimmer. Morgen Mittag wissen wir mehr …

Not what I expected

Es gab dann das späte Mittagessen und n Keks. Das war zwar nicht was ich bestellt hatte, aber heiß und lecker. Ich musste an meine Mama denken, die gesagt hat: jedes Krankenhaus hat eine Broccoli-Farm im Keller.

Jetzt werd ich schön müde nach der ganzen Aufregung und wisst ihr was? Ich kann Mittagsschlaf machen! Yeah!